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Bulletin 86/2015Inhalt
Dieses Bulletin können Sie auch in der PDF-Fassung herunterladen. Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Petra Haldemann
Thematischer ArtikelHandschrift und TextAntike und mittelalterliche Werke mussten bis zur Erfindung des Buchdrucks von Hand abgeschrieben werden, was fehleranfällig, mühsam und teuer war. Eine genaue Reproduktion der Vorlage ist bei dieser Arbeitsform nicht möglich und wurde häufig auch nicht angestrebt. Vielmehr hingen die Organisation des Textes, seine Ergänzung durch andere Texte oder der Einsatz von Illustrationen und Buchschmuck von den Bedürfnissen und Möglichkeiten des Schreibers oder des Auftraggebers ab. Die Handschriften überliefern deshalb nicht nur den Text, sondern geben uns auch Hinweise darüber, wer die Leser eines Werkes waren, in welcher Form sie es gelesen oder vorgetragen und wie sie es verstanden haben. Noch vor wenigen Jahren war die Arbeit mit mittelalterlichen Handschriften besonders aufwändig, denn man musste zur jeweiligen Bibliothek reisen oder mit Reproduktionen im Mikrofilm arbeiten. Die meisten Leser bekamen Informationen über die Eigenart der Handschriften nur durch den kritischen Apparat wissenschaftlicher Editionen, in dem die Unterschiede im Wortlaut in den verschiedenen Textzeugen sichtbar wurden. Alle anderen Eigenschaften der Codices blieben jedoch für die Leser weitgehend verborgen. Die Situation hat sich etwa seit der Jahrtausendwende geändert: nun können mittelalterliche Codices dank der zahlreichen Digitalisierungsprojekte, die zum Teil Bilder in hoher Auflösung im Internet allgemein zugänglich machen, problemlos konsultiert werden. Die Digitalisate werden häufig von einer Beschreibung, die den Zugang zur Handschrift erleichtert, begleitet. Allerdings werden besonders schöne und alte Codices für die Digitalisierung bevorzugt, unscheinbare Handschriften bekommt man seltener zu Gesicht, obwohl diese genauso zur Kultur einer Zeit gehören und uns Aufschluss über Leseverhalten und Textvermittlung geben können. In diesem Artikel soll an einigen Beispielen gezeigt werden, welche Informationen aus dem Material, der Organisation des Textes auf der Seite und den Begleittexten gewonnen werden können. Selbstverständlich handelt es sich dabei lediglich um einige Hinweise, denn die genaue Untersuchung eines Codex, die zu einer konsistenten Interpretation führt, bedeutet intensive Forschungsarbeit und eine minutiöse Darlegung des Befunds. Hier soll lediglich die Vielfalt mittelalterlicher Handschriften exemplarisch gezeigt und die Neugier der Leser auf Details geweckt werden, die es zu entdecken gilt. Dafür werden zum Teil Codices herangezogen, deren Digitalisate über www.e-codices.ch verfügbar sind. Von anderen Handschriften, die (noch) nicht digitalisiert sind, wurden von der Zentralbibliothek Zürich Bilder großzügig zur Verfügung gestellt. Ich danke der Bibliothek dafür, auch danke ich dem wissenschaftlichen Bibliothekar Herrn Rainer Walter für seine Hilfsbereitschaft bei der Auswahl der Handschriften und für die rege Diskussion über Codex C 159. Die Idee für diesen Artikel geht auf eine Anregung der Freunde der Alten Sprachen in Zürich zurück, die mich im Mai 2015 zu einem Vortrag eingeladen haben. Die Zentralbibliothek stellte zu diesem Vortrag einige Codices aus, auch dafür sei den Verantwortlichen gedankt. Zunächst widmen wir uns dem Schreibmaterial. Es erfordert einige Vorkenntnisse, Beschaffenheit und Qualität desselben mittels Bilder einzuschätzen. In früheren Epochen standen verschiedene Materialien als Schriftträger zur Verfügung, und der Schreiber entschied sich für das eine oder andere, je nachdem welchen Text er zu welchem Zweck schreiben musste. In der Antike war das wichtigste Schreibmaterial der Papyrus, der aus dem Stängel der Papyruspflanze hergestellt wurde, während das Pergament, dessen Herstellung aus Tierhäuten teuer war (aus einem Schaf wird eine Lage in der Größe einer ausgebreiteten großen Zeitung wie „Die Zeit“ gewonnen), viel seltener verwendet wurde. Allerdings musste der Papyrus aus Ägypten bezogen werden, wo die Pflanze wuchs, und er war in kalten und feuchten Umgebungen nicht resistent. Mit der Umstellung der Buchform von der Rolle zum Codex (also zu unserem modernen Buchformat) ab dem 4. Jh. n. Chr. wurde das Pergament beliebter, weil es sich besser falten lässt. Ein weiterer Grund für den vermehrten Einsatz von Pergament war, dass die ständigen Kriege und der Zerfall des Römischen Reiches den Bezug von Papyrus schwieriger machten. In peripheren Regionen dürfte das Pergament sehr früh ausschließliches Schreibmaterial geworden sein. Auf der Italischen Halbinsel und im Gebiet des antiken Gallien scheint der Papyrus hingegen noch im Frühmittelalter im Gebrauch gewesen zu sein. Als Beispiel kann man Teile eines Codex sehen, der um die Mitte des 7. Jh.s in südfranzösischem Gebiet erstellt wurde und nun in der Stiftsbibliothek St. Gallen aufbewahrt wird: http://www.e-codices.ch/de/csg/0226/1. Wie häufig Codices aus Papyrus im Frühmittelalter noch waren, ist wegen ihrer schlechten Haltbarkeit schwer zu eruieren. Im 10. Jh. kam die Papyrus-Produktion in Ägypten zum Erliegen, dafür begann dann der Anbau auf Sizilien, wobei die Insel allerdings nur kleine Mengen produzieren konnte. Nach der ersten Hälfte des 11. Jh.s , als auch die päpstliche Kanzlei, die besonders lange an Papyrus festgehalten hatte, auf dessen Gebrauch verzichtete, dürfte dieses Schreibmaterial im westlichen Europa nur noch äußerst selten verwendet worden sein. Pergament konnte im Gegensatz zu Papyrus überall hergestellt werden und war besonders haltbar, allerdings war es, wie gesagt, sehr teuer. Ein Text wurde deshalb nur dann auf Pergament geschrieben, wenn man ihn über längere Zeit hin benötigte – und den Aufwand bestreiten konnte. Für alltägliche Texte verwendete man die Pergamentfetzen, die nach dem Zurechtschneiden der Lagen übrig blieben, Holztafeln, die mit Wachs oder anderen weichen Materialien gefüllt wurden und deshalb mehrfach beschrieben werden konnten, Baumrinden oder Schiefertafeln. Erst im 11. Jh. erreichte Europa, vermittelt durch die islamischen Herrschaftsgebiete, ein Schreibmaterial, das in China entstanden war, das Papier. Es wurde auf der Grundlage von Baumwolle oder Leinen (meistens aus alten Lumpen) hergestellt und war deshalb viel günstiger als Pergament. Papier wird in den christlichen Königreichen der Iberischen Halbinsel ab dem 11. Jh., auf der Italischen Halbinsel im 12. Jh. und in Mitteleuropa im 13. Jh. erstmals verwendet. Die erste Papiermühle auf deutschem Gebiet wurde erst 1390 in Nürnberg gegründet. Die Einführung von Papier machte die Buchherstellung günstiger, was in jener Zeit angesichts der Gründung vieler Universitäten von Bedeutung war. Papier und Pergament konnten in verschiedenen Qualitäten bezogen werden. Um ein Beispiel der Bandbreite zu geben, betrachten wir zwei Handschriften aus dem 15. Jh., von denen eine auf besonders schlechtes Papier und die andere auf sehr feines Pergament geschrieben wurde. ![]() Das Papier der Handschrift Zürich, Zentralbibliothek, C 159, entstanden im 15. Jh., aus dem wir hier fol. 14v sehen können, ist von minderer Qualität, grob und mit einer schlecht bearbeiteten Oberfläche, auf der das Schreiben mit Feder sicherlich nicht mühelos war. Auffällig ist, dass Leimspuren und spiegelverkehrte Schriften auf verschiedenen Blättern (wie hier am unteren Rande) zu erkennen sind. Diese Blätter sind sicherlich bereits verwendet worden, aber nicht zum Schreiben, sondern vielleicht bei der Herstellung von Einbänden. Auf dieser Unterlage wurden Abschnitte aus Boethius, De consolatione philosophiae, geschrieben, wobei der Schreiber breite Ränder und viel Platz zwischen den Zeilen frei ließ, um Erklärungen zum Text einzutragen. Er hat sich außerdem darum bemüht, die Texte für den Gebrauch zu gliedern, zum Beispiel hat er Initialen in roter Tinte und Überschriften eingesetzt, und in einigen Randnotizen werden die erklärten Wörter aus der Consolatio zur besseren Auffindbarkeit in Auszeichnungsschrift geschrieben. Offenbar wurde hier intensiv über den Text gearbeitet. Der Schreiber hat sich nicht sonderlich um Leserlichkeit bemüht, sondern schreibt klein und in kursiver Schrift, weshalb wir annehmen dürfen, dass der Text vornehmlich für seinen eigenen Gebrauch gedacht war. Dies alles lässt vermuten, dass die Handschrift von einem Studenten angelegt wurde. Wir wissen aus Quellen der Zeit, dass in deutschen Universitäten und höheren Schulen die zu kommentierenden Werke (Boethius gehörte häufig dazu) von einem Dozenten abschnittsweise diktiert wurden, damit sie allen Studenten, denen häufig die Mittel für gedruckte Bücher oder professionell erstellte Handschriften fehlten, vorlagen. Die allermeisten dieser Arbeitshandschriften, die auf schlechtem Material flüchtig geschrieben wurden, sind im Laufe der Zeit von Mäusen oder vom Bücherwurm (der auch in der Zürcher Handschrift seine Spuren hinterlassen hat) zerstört oder als „wertlos“ entsorgt worden. Der zweite Codex, Cologny, Fondation Bodmer, Cod. Bodmer 124: http://www.e-codices.unifr.ch/de/fmb/cb-0124 entstand ebenfalls im 15. Jh. Dessen Schreibmaterial ist das wertvollste, das man in jener Zeit erstehen konnte, ein besonders feines und gut bearbeitetes Pergament. Auf der violett gefärbten ersten Seite (fol. 1v) formt die Widmung des Ippolito Lunense an Antonello aus Aversa, Sekretär von König Ferdinand ein Viereck: Nvmini svo illvstrissimo et praecellenti domino antonello aversano ferdinandae maiestatis secretario max<imo> hippolytvs lvnensis eidem ex animo dicatvs optima tempora et perpetvos dies optat. Die Widmung umgibt eine stilisierte Lorbeerkrone, die wiederum ein Zitat aus Ovids Tristia (trist. 1,7,35-40) umfasst. Widmung und Zitat sind in einer Capitalis geschrieben, die an monumentale römische Inschriften erinnert. Die genannten Personen lassen sich identifizieren: Ippolito Lunense war Schreiber in Neapel, wo er zwischen 1472 und 1492 verschiedene Arbeiten für den königlichen Hof ausführte; der Widmungsträger ist Antonello Petrucci, Sekretär Ferdinands I. von Neapel, der 1487 wegen Verrats hingerichtet werden sollte. Für die Herstellung des Codex wurden offenbar keine Kosten gescheut: ein professioneller Schreiber kopierte Ovids Metamorphoses und Fasti auf einer besonders teuren Schreibunterlage, der Codex wurde ferner mit Illustrationen geschmückt, für die Blattgold verwendet wurde. Auf der prächtig gestalteten Initialseite (fol. 2r) sind die Waffen des Antonello Petrucci auf dem unteren Rand zu sehen. Dem Sekretär des Königs lag wohl daran, durch dieses repräsentative Buch Macht und Reichtum zur Schau zu stellen, aber auch, sich als feinsinnigen Kunstliebhaber und Humanisten zu inszenieren. Dies erreicht er durch die Auswahl der Texte, durch römisch inspirierte dekorative Elemente wie die Lorbeerkrone und durch Schriften, die an die Antike erinnern sollten: die Capitalis und die Antiqua, die nach der Schrift von Codices, die man in der Renaissance für antik hielt (und die, wie wir heute wissen, eigentlich karolingisch sind), gestaltet wurde. Das bedeutet allerdings nicht, man hätte sich für die dort enthaltenen Werke nicht interessiert, denn im Codex sind sogar Lesehilfen enthalten: Alle Bücher der Metamorphoses tragen am Beginn die Zusammenfassung des Inhalts in Versen, und am Ende des Codex findet sich ein Kalender heidnischer Festtage als Ergänzung zu den Fasti. Ovids Werke konnten in diesem Codex gelesen und genossen werden. Er war jedoch, angesichts der kostbaren Ausführung, nicht als Arbeitsexemplar gedacht. Die breiten Ränder auf den Seiten dienten lediglich dazu, den Text selbst und den verschwenderischen Umgang mit dem Pergament in Szene zu setzen. Mit der nächsten Handschrift (die uns vor allem wegen ihrer zahlreichen Glossen zum Sallust-Text beschäftigen wird) können wir ein Pergament mittlerer Qualität kennenlernen. Um Pergament herzustellen, wird die Tierhaut zuerst in Wasser eingeweicht und dann kurz in Kalklauge gelegt, so dass sich Fett und Haare abschaben lassen. Anschließend wird sie in einen Holzrahmen gespannt und mit einem halbmondförmigen Schabmesser bearbeitet, um alle Reste der äußeren Hautschichten zu entfernen. Je sorgfältiger die Tierhaut bearbeitet wird, desto geringer werden die Unterschiede zwischen der farblich homogenen Fleischseite und der dunkleren Haarseite. Bei einer weniger gründlichen Bearbeitung kann man auf der Haarseite noch erkennen, wo sich Haarwurzeln befanden. Bevor es in Lagen geschnitten wird, hat das Pergament unregelmäßige Ränder, ist an manchen Stellen (wie an dem Beinansatz des Tieres) dünner und weist einige Löcher auf, wo es kleine Hautverletzungen gab oder Risse beim Einspannen entstanden. Für ein sehr feines Pergament (wie dasjenige im Codex Bodmer 124) wurden Ränder und Unregelmäßigkeiten abgeschnitten, wodurch aus einer Tierhaut eine relativ geringe Menge Pergament gewonnen werden konnte. Wenn man hingegen möglichst viel Schreibmaterial aus einer Tierhaut produzieren wollte, mussten die weniger schönen Stellen in Kauf genommen werden. ![]() Die Handschrift Zürich, Zentralbibliothek, Car C. 143a, die Sallusts Monographien De coniuratione Catilina und Bellum Iugurthinum überliefert und Ende des 11. Jh.s geschrieben wurde, wurde auf Pergament mittlerer Qualität geschrieben. Es ist gut bearbeitet, aber die Blätter sind nicht ganz regelmäßig geschnitten und weisen häufig kleine Löcher auf. Zur Entstehungszeit des Codex wurden in den Klöstern des Deutschen Reiches die Werke Sallusts eifrig abgeschrieben, was mit der spärlichen Überlieferung aus karolingischer Zeit kontrastiert. Car. C. 143a zeigt (wie viele andere unter diesen Handschriften) Spuren einer intensiven Arbeit am Text. Es ist unbekannt, wo die Zürcher Handschrift entstand, unter den Glossen finden sich aber einige deutsche Wörter, die als oberdeutsch klassifiziert wurden. Auf dem Bild kann man sehen, dass zahlreiche Einträge zwischen den Zeilen und an den Rändern angebracht wurden, für die allerdings kein gesonderter Platz bei der Anlage der Handschrift vorgesehen war (im Gegensatz zur Handschrift des Boethius). Die Schrift zeigt, dass die Einträge von unterschiedlichen Händen im Laufe des 12. Jh.s geschrieben wurden. Eine genauere Betrachtung liefert Hinweise darauf, was den hochmittelalterlichen Lesern bei ihrer Sallust-Lektüre besonders auffiel. Auf der hier abgebildeten Seite (fol. 23v) findet sich der Text von Cat. 54,6–56,2. Einige Einträge dienen dazu, Wörter zu erklären: in Z. 4 über factione liest man id est mala concordia, und über factioso, id est litigoso (hier und in den folgenden Transkriptionen werden die Abkürzungen stillschweigend aufgelöst). In einem Fall bereitete der Text offenbar nicht so sehr sprachliche wie inhaltliche Schwierigkeiten, nämlich in der Beschreibung eines düsteren Verlieses innerhalb des römischen Staatsgefängnisses, in das Lentulus geworfen wurde. Der Raum, der Tullianum genannt wurde, war von Mauern umgeben und von einem Gewölbe, das von Steinbögen getragen wurde, bedeckt: eum muniunt undique parietes atque insuper camera lapideis fornicibus iuncta (Z. 14-15). Über diesem Satz liest man fornices quidem sunt in ea camera sed inculta. Mittelalterliche Menschen sahen Steinbögen und Gewölbe vor allem in soliden, auf Dauer angelegten, repräsentativen Gebäuden, deshalb fand es wohl ein Leser angebracht, darauf hinzuweisen, dass das Verlies trotz Gewölbe und Bögen verwahrlost war. Besondere Aufmerksamkeit wurde einer Stelle gewidmet, in der das Relativpronomen im Genus nicht mit seinem Bezugswort, sondern mit dessen Prädikativ innerhalb des Relativsatzes übereinstimmt: est in carcere locus quod tullianum appellatur (Z. 12). Direkt über tullianum findet sich proprium, um deutlich zu machen, dass es sich um einen Eigennamen handelt (es bestand nämlich noch nicht die Konvention, Eigennamen immer groß zu schreiben). Die Interlinearglosse weiter rechts zielt auch darauf, dies klar zu machen: quod nomen; die erste klärt den Inhalt und weist auf das Bezugswort locus hin: qui nomen habet. Die Konstruktion des Satzes hat wohl weitere Leser beschäftigt. Eine weitere Hand schreibt in roter Tinte am Rand: figura alio/theta genera/lis et casualis diuersitas. Aliotheton oder Aliotheta ist kein von uns verwendeter Begriff, in mittelalterlichen Texten kann man ihn jedoch gelegentlich antreffen, um einen (tatsächlichen oder scheinbaren) Genus- oder Kasuswechsel zu bezeichnen. Der Schreiber dieses Satzes hat also angenommen, dass hier locus als Neutrum verwendet worden sei. Bereits in der Antike hatten Grammatiker angenommen, locus sei hier Neutrum, wie der Grammatiker Charisius (dessen Werke im Mittelalter mittelbar und unmittelbar bekannt waren) im 4. Jh. bezeugt (gr. I,76,17). Direkt unter dem Satz in roter Tinte kam ein weiterer Leser auf die fragliche Stelle zurück: Vbicumque pronomen infi/nitum ponitur inter proprium / et appellatiuum ibi pronomen / semper ad proprium est referendum. Die Erklärung, dass ein Pronomen, das sich auf einen Eigennamen und eine allgemeine Bezeichnung gleichzeitig bezieht, mit dem Eigennamen im Genus übereinstimmen müsse, bringt der Vergil-Kommentator Servius, der im Mittelalter häufig herangezogen wurde, mit Bezug auf diese Sallust-Stelle vor (Aen. 1,159). Ob die Schreiber der beiden Sätze die Stellen bei Charisius und Servius kannten oder einfach dieselben Erklärungen ersonnen haben, kann nicht bestimmt werden, in jedem Fall entsprachen ihre Erklärungen der grammatikalischen Tradition. Einträge wie die hier besprochenen lassen sich in diesem und in vielen anderen ähnlichen Handschriften beobachten. Sie zeigen, dass den Lesern daran gelegen war, den Inhalt zu klären, die grammatikalische Struktur zu verstehen und daraus Regeln für eine korrekte Sprachanwendung zu gewinnen. Sie gingen davon aus, dass andere Leser sich für die Werke Sallusts interessieren würden, und stellten deshalb diese Erklärungen zukünftigen Benützern des Codex zur Verfügung. Dieser und ähnliche Codices weisen auf eine Lektüre Sallusts im Zusammenhang mit der Erlernung des Latein hin, doch war diese Handschrift kein Schulcodex im Sinne eines Arbeitsbuches für Lateinschüler, denn in diesem Fall wären schlechteres Pergament, eine starke Verschmutzung und Einträge auch von ungeübten Händen zu erwarten. Dieser Codex dürfte eher zur Unterrichtsvorbereitung verwendet worden sein oder auch für eine individuelle Lektüre, die mindestens zum Teil vom Interesse an der Sprache geleitet war. Aus dieser glossierten Handschrift lässt sich noch mehr über den Umgang mit einem antiken Werk im Hochmittelalter lernen. Schreiber und Leser waren offensichtlich um einen korrekten Text bemüht. Über Catonis (Z. 8) liest man uel oni. Glossen, die mit uel beginnen, kennzeichnen in der Regel, hier wie anderswo, Varianten aus anderen Handschriften. In der Tat findet sich an dieser Stelle in anderen Textzeugen der Dativ Catoni. Es ist nachweisbar, dass in der Karolingerzeit Vergleiche von zwei oder gar mehreren Codices, die denselben Text überliefern, angestellt wurden. Mitunter kann man auf eine solche Tätigkeit schließen, weil ein Codex Lesarten aus zwei verschiedenen Überlieferungszweigen kombiniert (im Editorenjargon heißt es dann, der Text sei kontaminiert); in anderen Fällen, wie hier, sind die Lesarten einer weiteren Handschrift neben dem bereits abgeschriebenen Text notiert. Auffällig in Handschriften antiker Autoren ist, dass der Text so genau wie möglich abgeschrieben wurde, auch an Stellen, die schwer verständlich oder gar offensichtlich fehlerhaft sind. Die Leser versuchten, diese schwierigen Stellen unter Heranziehung grammatikalischer Schriften zu erklären und sie, wenn es Gelegenheit dazu gab, mit dem Text anderer Handschriften zu vergleichen. In der Frühen Neuzeit wurde die philologische Methode entwickelt, die auf einen systematischen Vergleich verschiedener Textzeugen und auf der Untersuchung des Sprachgebrauchs des Autors basiert. Sie ermöglichte die Korrektur vieler korrupter Stellen, dabei wurden allerdings auch gelegentlich Textstellen verändert, die durchaus in dieser Form auf den Autor zurückgehen können und die im Mittelalter nie angetastet worden waren. Ein Beispiel dafür ist hier in Z. 7 zu lesen: eo magis illum assequebatur. Diese ist die Lesart der mittelalterlichen Handschriften, in der Neuzeit wurde hingegen der Text in sequebatur geändert (und so zitiert ihn auch Augustinus in civ. 5,12), während die heutigen kritischen Editionen wieder assequebatur bevorzugen, eine hyperbolische Ausdrucksweise, für die es Parallelen gibt. Die Leser des 11. und des 12. Jh.s lasen Sallust nicht nur wegen seiner Sprache, sondern auch wegen seiner moralischen Reflexion über das politische Handeln. Stellen wie die Praefationes, der Exkurs über die Parteiungen in Rom oder die Personenbeschreibungen zeigen in einigen Codices Spuren einer besonderen Beschäftigung mit dem Text. Auf der hier abgebildeten Seite weist eine kleine Notiz am Rand auf der Höhe von Z. 18–20 auf Sallusts Ziele und seine Sorge um ethische Probleme. Im Text erwähnt Sallust einige Verschwörer patrizischer Herkunft, ein mittelalterlicher Leser schreibt dazu: conquirendo dicit istos / exaltando per genus / vero deterret minores / et maiores a consimi/li scelere. Sallusts Werke wurden wohl so intensiv im 11. und 12. Jh. in den deutschen Klöstern gelesen, weil sie den Sorgen der Zeit entsprachen. Der Investiturstreit entbrannte, Papst und Kaiser lagen häufig im Streit miteinander und die Klöster gerieten zwischen die Fronten. Die Mönche dürften eine Lektüre geschätzt haben, in der politische und militärische Strategien erläutert und moralisch gedeutet wurden. ![]() Zum Schluss möchte ich zwei Handschriften vorstellen, die uns Hinweise auf den Vortrag der Texte geben. Die erste ist der Codex Zürich, Zentralbibliothek, Rh. 127 (Ms_Rh_127_S.1.tif), aus dem 12. Jh, der in seiner heutigen Gestalt folgende Werke des Cicero überliefert: die letzten Zeilen von Laelius de amicitia, das vollständige Cato maior de senectute und die Reden gegen Catilina. Die ersten Lagen fehlen, das erste Blatt musste sorgfältig angenäht werden. Die Handschrift ist kleinformatig (ca. 15,3x10,3 cm) und enthält keine Glossen oder sonstige Einträge neben Ciceros Werken. Das kleine Format lässt eher an eine individuelle Lektüre denn an einen Lektürevortrag denken, und doch findet sich hier ein Hinweis darauf, wie Hexameter gelesen wurden. Bekanntlich basiert die antike Metrik auf dem Rhythmus, der aus einer geregelten Abfolge von langen und kurzen Silben entsteht. Deshalb stellt sich die Frage, wie die Verse nach dem spätantiken Quantitätenkollaps gelesen wurden. Heute wird versucht, einen Rhythmus zu rekonstruieren, indem der Iktus eines jeden metrischen Fußes mit einem Intensitätsakzent betont wird (manchmal nennt man diese Praxis „skandieren“, „iktieren“ ist jedoch genauer). Die Bezeichnung ictus geht zwar auf die antiken Grammatiker zurück, es ist jedoch umstritten, was sie damit meinten oder ob der Iktus in der Aussprache umgesetzt wurde. Als manche Dichter des Frühmittelalters gelegentlich ohne Kenntnisse der antiken Metrik versuchten, Hexameter zu schreiben, reproduzierten sie die Silbenzahl und die normalen Intensitätsakzente der Wörter, nicht jedoch eine akzentrhythmische Struktur nach dem Iktus. In späteren Jahrhunderten lernte man die Quantitäten der Silben mit Hilfsmitteln wie metrischen Florilegien und metrischen Traktaten auswendig, und viele Dichter waren in der Lage, korrekte, ja sogar elegante metrische Verse zu schreiben. Ein Vortrag von Versen mit langen und kurzen Silben ist deshalb sehr plausibel. Auf p. 1 von Codex Rh. 127 (diese Handschrift und die folgende sind nicht foliiert, sondern paginiert) sieht man, dass ein Leser die Verse gemessen hat. Dafür verwendet er einen langen waagerechten Strich für die kurzen Silben und ein Zeichen, das wie ein Akzent aussieht, für die langen Silben. In der Synalöphe eg(o) adiuto wird nur a markiert, weil o in der Aussprache elidiert wurde. Das Zeichen für die langen Silben ist demjenigen gleich, das in einigen Texten dafür verwendet wird, einen Intensitätsakzent anzugeben (zum Beispiel in liturgischen Texten, die korrekt vorgelesen werden sollten). Diese Übereinstimmung könnte dazu verführen, hier eine iktierende Vortragsweise anzunehmen, doch kann diese Annahme nicht zutreffen, denn jede lange Silbe, nicht nur der Iktus, wird markiert. Gleichgültig, ob der Leser, der diese Zeichen eintrug, die zwei Verse vorlesen oder sich nur der Messung vergewissern wollte, ihm war die Quantität jeder Silbe wichtig. ![]() In der zweiten Handschrift, Zürich, Zentralbibliothek, Rh. 53, aus dem 12. Jh., finden wir etwas noch Auffälligeres, nämlich die Eintragung einer Melodie neben Versen aus Statius. Auf dem Bild sehen wir p. 91, in der linken Spalte findet sich eine Reihe von Zeichen über den Versen 19–21 und 30 (Theb. 12, 325–327 und 335). Es handelt sich dabei um Neumen, mit denen der Verlauf einer Melodie notiert werden konnte, nicht jedoch die genaue Tonabfolge, die Tonhöhe oder der Rhythmus. Das heißt, dass die Neumen zur Gedächtnisstütze verwendet werden konnten, aus ihnen kann jedoch eine nicht schon vorher bekannte Melodie nicht entnommen werden. Dieser Abschnitt der Thebais (Theb. 12, 325–335) ist in anderen Handschriften durchgängig neumiert. Der Schreiber von Rh. 53 hat nur Anfang und Ende notiert, vielleicht weil er sich bereits dadurch an die gesamte Melodie erinnern konnte. Eine beachtliche Zahl von Texten antiker Dichter tragen in mittelalterlichen Handschriften Neumen, was die Frage aufwirft, warum und wie sie gesungen wurden. Der amerikanische Philologe Jan Ziolkowski hat die neumierten Klassiker-Handschriften eingehend untersucht und einige interessante Thesen aufgestellt. Eine erste Arbeitshypothese konnte er nicht verifizieren, nämlich dass die Neumen die Rezitation metrischer Verse unterstützt hätten, denn weder korrespondieren sie mit Silbenlängen noch mit einer Betonung des Iktus (auch diese Möglichkeit zog er in Betracht). Als Ziolkowski seine Aufmerksamkeit auf den Inhalt der neumierten Abschnitte lenkte, konnte er beobachten, dass sich darunter sowohl viele Klagen als auch viele Reden finden. Zur ersten Gruppe gehört der Text von Statius im Codex Rh. 53, es ist nämlich die Klage der Argia um Eteocles und Polynices. Es ist nachvollziehbar, dass Klagen in Werken, die in den Schulen intensiv gelesen wurden und deshalb gut bekannt waren, mit Melodien versehen wurden, denn der Planctus ist eine beliebte lyrische Gattung im Hoch- und Spätmittelalter, sowohl in der geistlichen als auch in der weltlichen rhythmischen Lyrik, die beide gesungen wurden. Im Fall der Reden vermutet Ziolkowski hingegen, dass die Neumen zur Notierung von Rezitation verwendet wurden. Zwischen Rede und Gesang gibt es nämlich ein Kontinuum, auf dem bestimmte Formen der Rezitation anzusiedeln sind. Man höre als Beispiel Aufnahmen der Dichter Ezra Pound, der in einer höheren Tonlage als derjenigen der normalen Rede rezitiert, und W. B. Yeats, der eine von ihm ersonnene Form des Sprechgesangs verwendet (von beiden finden sich Aufnahmen im Internet). Bei den verbleibenden Texten handelt es sich häufig um Abschnitte, die besondere Verständnisschwierigkeiten aufwarfen oder aus unterschiedlichen Gründen intensiv kommentiert wurden. In diesem Fall vermutet Ziolkowski, dass diese Texte zur besseren Memorierung mit einer einfachen Melodie vorgetragen wurden, in derselben Art, wie in einigen Ländern Schulkinder in gemeinsamem Singsang das wiederholen, was sie auswendig lernen müssen (in Spanien, zum Beispiel, ist dies noch eine gängige Praxis). Die Neumen und die Markierung von Silbenlängen haben uns über den Codex hinaus zur Aufführung von literarischen Texten geführt. Die verschiedenen Formate, Schriften und Formen der Textdisposition weisen auf verschiedene Modalitäten der Rezeption hin: individuelle Lektüre, Lektürevortrag, Rezitation oder Gesang. In einer Handschrift wie dem Codex Bodmer 124 kann ein Text sogar Wirkung durch seine inszenierte Präsenz entfalten. Hingegen zeigen schriftliche Einträge wie diejenigen in Car. C. 143a, die kurz besprochen wurden, die Auseinandersetzung der Leser mit einem Werk: den Versuch zu verstehen und zu deuten, die Suche nach der korrekten Textgestalt, die genaue Beobachtung von Sprache und Stil. Sie sagen etwas über die Leser, aber auch über den Text, denn sie lassen uns erahnen, was den Wert literarischer Werke ausmacht. Sie können lange nach ihrer Entstehungszeit Generationen von Lesern unterschiedlichster Herkunft in ihren Bann schlagen. Die Fremdartigkeit der Texte fordert die Leser heraus, und doch helfen diese Texte den Lesern, in ihrer eigenen Gegenwart zu agieren. Carmen Cardelle de Hartmann
Bibliographische Hinweise:
Zürich, Zentralbibliothek, Car C. 143a ist auch beschrieben in:
Zu den neumierten Klassikerhandschriften:
Es gibt etliche Einführungen zur Kodikologie, davon seien lediglich zwei empfohlen: Für den Sallust-Text wurden die kritische Edition von Alfons Kurfess in der Bibliotheca Teubneriana und die zweisprachige Edition mit Kommentar von Thorsten Burkard herangezogen. Eine detaillierte Untersuchung einiger Sallust-Handschriften aus dem Hochmittelalter findet sich in: Carmen Cardelle de Hartmann, „Sallust in St. Emmeram: Handschriften und Kommentare in der Bibliothek des Klosters St. Emmeram (Regensburg)“, The Journal of Medieval Latin 18 (2008), 1–23. Die Bilder der Handschriften wurden von der Zentralbibliothek Zürich zur Verfügung gestellt. Anzeigen und MitteilungenInvitation à l’assemblée générale de l’ASPC
Chères et chers collègues, care colleghe e cari colleghi, liebe Kolleginnen und Kollegen
Meilleures salutations
Inscription pour le repas (avec mention viande / pêche / végétarien) jusqu’au 20 novembre 2015 à martin.mueller@philologia.ch Neuer Auftritt des SAV/ASPC/ASFC (Traktandum 5 der Jahresversammlung 2015)Die Vorstandsmitglieder sind überzeugt, dass der öffentliche Auftritt unseres Verbandes einer Modernisierung bedarf. Das neue Logo und der neue Name sollen alle öffentlichen Auftritte des SAV begleiten (Website, Bulletin, Newsletter, Briefe etc.). Zentrales Anliegen ist, dass Logo und Name leicht verständlich und einprägsam, attraktiv und passend zu unserem Verband sind. Der Vorstand schlägt als Symbol einen römischen Bogen vor, der die Brückenfunktion der Alten Sprachen symbolisiert. Der Name soll neu lauten: latin-suisse, latino-svizzera und latein-schweiz. Die Namen SAV/ASPC/ASFC bleiben bestehen, werden aber nur in verbandsspezifischen Dokumenten neben dem neuen Logo und Namen erscheinen. Auf die Erwähnung von Griechisch haben wir contre cœur mit Blick auf die leichtere Verständlichkeit verzichtet. Griechisch wird jedoch auf der Eintrittsseite der Website prominent erscheinen. Der Logo-Vorschlag kann in zwei Varianten unter www.philologia.ch unter der Rubrik Agenda eingesehen werden. Rückmeldungen (positiv und negativ) an martin.mueller@philologia.ch sind erwünscht. An der Jahresversammlung vom 27.11.2015 in Brig wird über die Einführung einer der vorgeschlagenen Varianten abgestimmt werden. ![]()
Martin Müller
Präsident SAV/ASPC/ASFC Mythic runner 2.0 – Daphne flieht vor ApolloDie erfolgreiche Latein-App des SAV, der „Mythic runner“, wird voraussichtlich ab Ende Oktober in der Version 2 zur Verfügung stehen (wiederum entwickelt von typnotic). Neben einer starken Erweiterung des Fragekatalogs und einer leichten Anpassung der Spielidee wird die neue Version auch einen zweiten Plot bringen: Daphne flieht durch eine Landschaft aus Wäldern und Wiesen vor Apollo. Die Spielerin oder der Spieler kann am Anfang auswählen, ob sie oder er lieber die Rolle des Minotauros oder der Daphne übernehmen möchte. Die neue Version ist ebenfalls dreisprachig (deutsch, französisch und italienisch) und wird unter iOS (ab iPhone 4S) sowie Android (ab Samsung Galaxy S2) laufen. Weitere Informationen und Angaben zum Bezug findet man unter http://www.latein.ch/app.
PR-Kommission (Lucius Hartmann, Tobias Ebneter, Simon Küpfer, Daniel Rutz)
Certamen Helveticum1. Rückblick auf das certamen Helveticum 2015
Dieses Jahr veranstaltete der SAV zum zweiten Mal den gesamtschweizerischen certamen Helveticum. In Form eines Essays galt es das Thema „Was ist wirkungsvoller: Text oder Bild? (Catull, carmen 64, Verse 52–70 und Fresko „Ariadne“ im Haus des Meleager (Pompeji))“ zu untersuchen. Insgesamt wurden 22 Arbeiten aus den Kantonsschulen Alte Kantonsschule Aarau, Gymnase français de Bienne, Freies Gymnasium Zürich und Literargymnasium Rämibühl Zürich eingereicht. 2. Ausschreibung certamen Helveticum 2017Der Vorstand des SAV hat beschlossen, künftig alle zwei Jahre ein certamen Helveticum (nur noch lateinische Texte) zu veranstalten. Die Aufgabenstellung wird im Frühjahr 2016 publiziert.
Daniel Rutz
Integration und Mehrsprachigkeit – Latein auf neuen Wegen
Prof. Dr. Stefan Kipf (Humboldt-Universität Berlin): INTEGRATION DURCH SPRACHE – Latein als Brücke zur Zweitsprachförderung
Dr. Katharina Wesselmann (PH FHNW): SCHLÜSSEL ZUR MEHRSPRACHIGKEIT – Das neue Fach Lingua Latein
Vorträge: Donnerstag 5.11.2015 18:00 Uhr (sine tempore) Carmina LimerickianaNota toto in orbe sunt illa carmina, quae versus quinque continentia ac iocosa quaelibet proferentia Hibernica urbe Limerick oriunda esse dicuntur. Talia carmina Latine componere ausus sum. Quibus vos, lectrices lectoresque benevoli, maxime gaudeatis!
Est medicus quidam Diaulus,
Discipulos amet magister,
Athleta birotula usus
„Mi theam afferte!“ damnatus,
„O tempora“, dixit, „o mores!“
Martin Meier
Conventiculum Dickinsoniense‘Suntne Kentucky Fried Chicken vel McDonald’s in hac urbe? Mihi valde placent KFC et McDonald’s.’ – ‘Nescio. Scisne Wendy’s? – ‘Hm?’ – ‘Wendy’s!’ – ‘Nescio Wendy’s. Non habemus Wendy’s in Britannia.’ Wer am Conventiculum Dickinsoniense teilnimmt, tut einen Schwur, unter participes für sechs Tage nur Latine zu sprechen. ’Na denn’, sagte ich mir vergangenen Sommer, machte mich auf und gelangte am 6. Juli mit unterschriebenem iusiurandum von New York/Novum Eboracum nach Luguvalium: Carlisle, Pennsylvania. Im Zug dorthin wurde mir zwar etwas mulmig: Werde ich am Apéro überhaupt ein Wort herausbringen? Ist es nicht etwas zu schrullig, dass ich so weit her gereist bin für ein Lateinscheiaweia? Kommt mir das ganze modo-vivo-Unterfangen nicht selbst albern vor? Zum Glück stiegen in Philadelphia zwei Amische ein, mit Lincoln-Bart und Hut und Weste, und es ging mir sofort besser. Ich konnte in ihrem Gespräch sogar einige ’Deitsh’-e Wortfetzen ausmachen, und war ganz froh, dass ich als Deutschschweizer nicht so einen abgeschossenen Bauerndialekt spreche. ![]() Teilnehmerfoto, mit Terence Tunberg (chartam tollens) und Milena Minkova (mittig, cum papilionibus).
Das Conventiculum findet jeden Sommer am Dickinson College statt, einem privaten liberal arts college. Es ist eine Studienwoche, welche allerlei Menschen anzieht, die Freude an der lateinischen Sprache haben. Zumeist sind dies Lehrpersonen, doch finden sich auch Doktoranden und gar Autodidakten. Ungeachtet ihrer Herkunft ist all diesen Leuten gemeinsam, dass sie bereit sind, mehr schlecht als recht Lateinisch zu reden, mit dem Ziel, paulatim etwas weniger schlimm zu radebrechen. Geleitet wird die Woche von Terence Tunberg und Milena Minkova, die an der University of Kentucky lehren und beide fliessend, natürlich und zueinander ausschliesslich Lateinisch plaudern – sei es nun über Vergil oder die etwas faden Kantinenspaghetti.
Patrick Kuntschnik
Ein Flyer für ein geflügeltes WortHeraklit am Zürichsee: Das Zürcher Telefonbuch verzeichnet eine Textil-GmbH „Panta Rhei“, wo die Modeströmungen fliessen, und eine Public-Relations-Agentur gleichen Namens, wo die Kommunikationsströme fliessen und die Kürzel PR zugleich für dieses „Panta Rhei“ steht. Und seit einigen Jahren verkehrt auf dem Zürichsee ein topmodernes Motorschiff unter dem Namen „Panta Rhei“. Zu ihrem 125-Jahr-Jubiläum hat die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft dem geflügelten Wort jetzt einen Flyer gewidmet, ihren Passagieren das geflügelte Wort gehörig zu verdolmetschen: Flyer
Klaus Bartels
EuroclassicaCONFÉRENCE ANNUELLE ET ASSEMBLÉE GÉNÉRALE D’EUROCLASSICA
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Nb. d’exemplaires | prix |
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1–4 | 16€ |
5–10 | 13€ |
11–30 | 10€ |
31 | À discuter |
Affranchissement :
Nb. d’exemplaires | lettre | paquet |
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1 | 7.20€ | x |
2–3 | 9.90€ | x |
4–6 | x | 15.09€ |
7–15 | x | 19.09€ |
16–32 | x | 29.06€ |
33–50 | x | 39.16 |
packaging + douane | 1.50€+0.16€ | 3€+0.16€ |
Commandes à adresser par email à Peter Glatz peter.glatz@eduhi.at
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Sinn und Zweck des vorliegenden Büchleins besteht darin, „einem zu Beginn des 21. Jhs. spürbaren gesellschaftlichen Paradigmenwechsel Rechnung [zu] tragen, der nicht mehr nach dem ökonomischen, sondern nach dem emotionalen Wert und den Rechten von Tieren fragt“. Die Ankündigung von „lateinischen Texten der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit“ ist dabei eher als lockere Vorgabe aufzufassen, sind doch neben lateinischen Texten auch ein mittelhochdeutscher, ein englischer und einige neuhochdeutsche Texte enthalten. So kommt das Büchlein als eine Art Florilegium daher, das aber wertvoll ist, da viele der Einzeltexte sonst eher schlecht zugänglich sind.
Bei der Anordnung der Texte stellt sich mir allerdings die Frage, warum Catulls eng miteinander verknüpfte carmina 2 und 3 so weit auseinandergerissen werden mussten (carm. 3 auf S. 19 im Kapitel zur Trauer beim Verlust geliebter Tiere, carm. 2 auf S. 71 im Kapitel zu tierischen Lieblingen der Römer).
Die Kommentierung/Interpretation ist sehr unterschiedlich je nach Verfasser des jeweiligen Kapitels; teilweise werden nur die Texte mit Vokabelangaben und Übersetzung (und höchstens sehr rudimentärer Kommentierung) geboten, teilweise holt die Interpretation etwas weiter aus, geht aber nirgends sehr in die Tiefe.
Weiter ist mir nicht ganz klar, wem diese Vokabelangaben eigentlich dienen sollen, da mitunter banalster Grundwortschatz angegeben ist (flere, lepus, rarus, forum [!], asinus), handkehrum oftmals viel speziellere Vokabeln nicht.
Man darf es sicher als allgemein bekannt voraussetzen, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Plinius d. Ä. und Konsorten mit Vorsicht zu geniessen sind. Daher scheint es mir nicht nötig, jedesmal extra darauf hinzuweisen, wenn ein antiker Autor ein tierisches Verhalten falsch gedeutet hat.
In der Heiligenvita von Kevin, wo von freundschaftlichen Kontakten zwischen Mensch und Wolf berichtet wird (S. 46ff.), geht die Autorin direkt davon aus, dass dieses Motiv auf der Realität basiert, weil ja die moderne Verhaltensforschung grundsätzlich den Beweis erbracht habe, dass Wölfe symbiotische Beziehungen mit Menschen eingehen können. Die geschilderten Mirakel, dass Heilige bspw. Kälber wiedererwecken, mit denen sie zuvor Wölfe gefüttert haben, seien aber „natürlich“ dem Reich des Mythos und der Sage zuzuordnen. Kann denn aber die freundschaftliche Beziehung zum Wolf nicht ebenso gut ein Bestandteil der Legende sein, indem dadurch der Sonderstatus des Heiligen und seine Wunderwirkung zum Ausdruck gebracht wird? Das mag alles Geschmackssache sein.
Abschliessend noch zwei Hinweise auf kleinere Versäumnisse: Beim mittelhochdeutschen Text (S. 29ff.) fehlen in der Übersetzung aus unerfindlichen Gründen die Verse 18072-18081, und in der Phaedrus-Fabel 1.26 muss es in V. 8 plenam lauten, nicht planem.
Auf den Internetseiten der Universität Innsbruck ist noch ein ca. 40-seitiges Skript mit Arbeitsaufträgen für den Einsatz im Schulunterricht kostenlos verfügbar, das eine wertvolle Ergänzung zu dem Büchlein darstellt. Bei Interesse gebe man in Google einfach den Buchtitel ein.
Der Kapuziner Hanspeter Betschart, der nicht nur Theologie, sondern auch Altphilologie studiert hatte, wurde 1990 in Luzern – damals noch an der theologischen Fakultät, heute Universität – Lehrbeauftragter für Bibelgriechisch und Latein. Bald sah er ein, dass die wenigen Unterrichtsstunden in Latein und Griechisch für eine solide Vertiefung nicht ausreichten. Zudem waren die vorhandenen Lehrwerke nicht nach seinem Geschmack: Es störte ihn sehr, dass die Sätze nicht im originalen Wortlaut geboten wurden, sondern dem Original nur nachempfunden waren. Auch galt es, da die Studierenden immer weniger Vorkenntnisse mitbrachten, den Stoff auf das Wesentliche zu reduzieren. Es lag also auf der Hand, selbst zur Feder zu greifen. So schrieb er grösstenteils während eines Sabbatjahres 1991/92 sein eigenes Lehrwerk (erschienen 1997) und verbesserte es in mühsamer akribischer Kleinarbeit ständig. Dabei verwendete er nur Wendungen und Sätze aus dem ganzen neutestamentlichen Bibel-Korpus, und entnahm sie der Ausgabe von Kurt Aland u.a. (Hgg.), The Greek New Testament Stuttgart4 1993 revised, United Bible Societies. Das Ziel war ja klar gegeben: neutestamentliche Schriften im Original lesen zu können. Entstanden ist ein leserfreundliches, didaktisch wie methodisch geschickt aufgebautes Lehrmittel, in dem die langjährige Lehrerfahrung des Verfassers auf jeder Seite zu spüren ist, vor allem bei den knapp gehaltenen, aber präzisen Erklärungen. Der Aufbau ist so angelegt, dass die Studierenden relativ schnell Fortschritte machen, zumal in den ersten Lektionen die wichtigsten Wörter gelernt werden. Der Lernwortschatz besteht übrigens nur aus solchen Vokabeln, die 25mal und mehr im Neuen Testament vorkommen. Das grafisch sehr gefällig gestaltete Ringbuch in A4 Format mit 200 Seiten besteht aus 25 Lektionen; in jeder sind ungefähr 25 Wörter, einmal ein paar mehr, einmal etwas weniger, zu lernen. Alle Bibelzitate sind mit den genauen Fundstellen angegeben, so dass die Lernenden bei Übersetzungsschwierigkeiten sofort in einer deutschen Bibelausgabe nachschlagen können. Ab Seite 142 findet sich ein sehr nützlicher Anhang, unter anderem mit Tests, liturgischen Texten, der Bibliographie und dem Vokabel- und Abkürzungsverzeichnis. Erfreulicherweise ist das Wörterverzeichnis nicht nur Griechisch – Deutsch, sondern auch Deutsch – Griechisch. Angereichert ist das Buch mit 14 zum Teil farbigen Abbildungen; originell sind die Apostellisten auf Seite 13. Die einzelnen Lektionen sind nach folgendem Schema aufgebaut: Vokabular (immer auch mit Hinweisen auf deutsche Fremdwörter, verwandte griechische sowie lateinische Wörter), Übungen, Wendungen, Bibelstellen, gelegentlich Hinweise auf Lesestellen, zum Beispiel in Lektion 2 auf Mt 1,1–17; 5,3–12; Lk 3,23–37. Es werden also keine längeren zusammenhängenden Lektürestücke geboten, eine griechische Textausgabe des Neuen Testaments ist folglich unerlässlich – für angehende Theologen eine Selbstverständlichkeit. Auf Drängen der Studierenden ergänzte der Autor das Lehrbuch mit den höchst arbeitsintensiven grammatikalischen Tabellen, die allerdings, was die Zeichen betrifft, eingehender Überarbeitung bedürfen, sowie dem Schlüssel mit allen Lösungen. So können alle, die sich dem Lehrwerk beschäftigen, selbstständig arbeiten und ihre Leistungen überprüfen. Verdienstvollerweise sind noch Lernkarten dabei, welche Frau Dr. des Nicola Schmid, die in Luzern Griechisch im Fernstudium erteilt, zusammengestellt hat. So ist aus dem Lehrbuch, das ursprünglich für den akademischen Unterricht mit Lehrerbegleitung konzipiert war, ein Instrument geworden, das ein jeder – auch ein Laie – ohne Hilfe von aussen benutzen kann. Mit den häufigen Wendungen aus der Bibel und den nicht mehr überall bekannten Zitaten daraus erreicht Betschart gemäss dem Gesetz der unerwarteten Nebenwirkungen – die er natürlich bewusst eingeplant hat –, dass die Studierenden neben den Grundkenntnissen in neutestamentlichem Griechisch einen vertieften Einblick ins Neue Testament erhalten.
Wer sich auf das Buch einlässt, wird, wenn er das nötige Sitzleder hat, an ihm seine Freude haben und grossen Gewinn daraus ziehen.
Ebenfalls von Hanspeter Betschart sind früher im Martins-Verlag herausgekommen: Latinitas Christiana, Einführung in die christliche Latinität, Olten 2004; Cursus Litterarum, Lateinische Lektüre, Olten 2005.
Nella letteratura cristiana della tarda antichità, come del resto nelle arti figurative coeve, la cultura classica conferisce espressione formale ai temi religiosi, legati per lo più alla Bibbia. Lo si vede bene anche negli inni 9 e 10 del Cathemerinon di Prudenzio.
L’inno 9 (114 vv.), valido per ogni occasione liturgica, è una storia della salvezza dalla generazione del Logos fino alla crocifissione di Cristo, alla sua discesa agli Inferi e alla sua resurrezione. Il tutto è narrato per brevi quadretti per lo più di tre versi; lo schema più frequente è ‘una strofa, un atto della vita di Gesù’ (non diversamente che nei riquadri dei mosaici teodoriciani in S. Apollinare Nuovo a Ravenna, o, in pieno medioevo, nei cassettoni del soffitto ligneo di S. Martino a Zillis GR). Cristo vi è presentato come un condottiero vittorioso su Satana, sul peccato e sulla morte. L’inno 10 (172 vv.) è invece per le esequie dei defunti, in vista della resurrezione escatologica di tutta l’umanità. Vi è compresa la storia biblica di Tobi in Tb 2-3 e 11-12 (vv. 60-92), rievocata con stilemi mutuati dalla poesia classica.
Jean-Louis Charlet (1983), ravvisò in questi due inni del Cathemerinon, fino ad allora considerati anomali rispetto agli altri, una coppia di ‘inni della morte e della resurrezione’, cioè di inni pasquali. Francesco Lardelli ne presenta ora un’edizione criticamente riveduta, con traduzione italiana a fronte e ampio commento. Si tratta della sua tesi di dottorato, diretta da Margarethe Billerbeck e discussa a Friburgo CH nel febbraio 2013. L’autore discute fino in fondo la bibliografia e affronta tutti i problemi che è in grado di affrontare, esprimendo costantemente un proprio giudizio calibrato. Lo fa senza lasciare sottintesi, con una scrittura fin troppo discorsiva nell’introduzione (pp. 13-55), più asciutta e rigorosa nel commento (pp. 81-292), ma sempre accessibile anche a chi non è specialista. Chi legge trova le informazioni necessarie non solo sui due inni editi e commentati, ma anche sulla biografia di Prudenzio, sulle sue opere e sull’insieme del Cathemerinon. Insomma, non manca nulla della storia esterna del testo, e i corposi indici (pp. 305-343) facilitano la consultazione.
La costituzione del testo latino è basata sul confronto fra le edizioni e sulla compilazione degli apparati critici. Le scelte testuali problematiche sono chiaramente presentate nell'apparato, puntualmente discusse nel commento e risolte con giudizio sicuro. Le condivido tutte, ma ne presenterò soltanto una, su cui ho idee mie, complementari a quelle di Lardelli.
Nell’inno 10 il codice Parisinus Puteanus (VI s.) tramanda i vv. 9-15 e 130 secondo un testo coerente con il contesto. Non così il testo tramandato dai codici Parisinus Thuaneus e Leidensis (tutti e due del IX s.; ad essi va aggiunto il Sangallensis 136, sempre del IX s., che dà le due versioni, la recenziore dopo la più antica). Lardelli, a ragione, lo considera un corpo estraneo, seriore rispetto a Prudenzio.
Di mio aggiungo che tutta la sequenza dei vv. 1-44 riflette in qualche modo l’antropologia del medioplatonismo, iniziato da Antioco d’Ascalona (I sec. a.C.), che aveva informato di sé la teologia dei padri della chiesa, dopo che Filone Alessandrino aveva applicato il pensiero di Antioco al giudaismo. Infatti l’invocazione a Dio con il titolo romano di rector (v. 5) richiama il sinonimo princeps in Cic. De re p. 6, 13, 13 (illi principi deo) e ὁ τῶν ὅλων ἡγεμών (‘il principe dell’universo’ [Dio]) di Phil. Iud. De plant. 2, due autori che riflettono il linguaggio antiocheo. Riflette Antioco anche l’idea platonica del corpo come carcere in cui l’anima è rinchiusa (v. 22, cfr. Pl. Phaed. 62b, ma anche Ps.-Pl. Ax. 365, Cic. De re p. 6, 14, 14 - 15, 15 e Verg. Aen. 6, 734), associata all’idea aristotelica che l’uomo sia composto d’anima e corpo (vv. 1-4; per la ripresa antiochea cfr. Cic. Fin. 5, 12, 34 e Sall. Cat. 1, 2; Iug. 1, 1). Riflette Antioco e i suoi continuatori l’idea che l’anima sia d’origine celeste e che dopo la morte ritorni al cielo (importantissimo Ps.-Pl. Ax. 366a, citato da Lardelli a p. 208, ma cfr. anche Cic. De re p. 6, 14, 14 - 16, 16). L’interpolatore, al contrario, non ha riferimenti filosofici platonizzanti, ma esclusivamente biblici: tutto ciò che è creatura, sia il corpo sia l’anima, invecchia e perisce; certo, anche per l’interpolatore Cristo ha conquistato all’uomo la resurrezione, ma l’immortalità dell’anima non ne è la premessa.
Dovrei ora discutere gli elementi nuovi e i punti di dissenso, ma non posso farlo qui. Perciò mi limiterò ad aggiungere un’osservazione. Personalmente credo che il sottotitolo dell’inno 10, Hymnus omnis horae, si riferisca esclusivamente alla liturgia cristiana, senza rapporto con l’idea del ἓν ἄεισμα διηνεκές, ‘canto unico continuato’ (Call. fr. 1, 3 Pfeiffer), riferibile esclusivamente all’epica e all’elegia narrativa lunga.
Non mi resta che raccomandare il libro ai colleghi, perché offre ottimi spunti anche per la didattica del tardo-antico.